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STÜCKFÄRBUNG - WARUM DU MANCHMAL UNTERSCHIEDLICHE GRÖßEN TRÄGST

STÜCKFÄRBUNG - WARUM DU MANCHMAL UNTERSCHIEDLICHE GRÖßEN TRÄGST

Ein stückgefärbtes Kleidungsstück hat eine Seele.

Es hat eine Geschichte zu erzählen, mit seinen perfekt ausgefransten Schnittkanten, den gewellten Nähten und der leicht variierenden Verteilung der Farbpigmente.

Erzählen wir also seine Geschichte und bringen wir den Menschen, die an diesem Prozess beteiligt sind, unsere Hochachtung entgegen. Sie bemühen sich um Präzision, während sie mit Naturmaterialen arbeiten und Prozesse durchführen, die von Natur aus nicht präzise sind.  

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Wenn dir jemals die Frage in den Sinn kam, warum du manchmal verschiedene Größen derselben Marke trägst oder warum ein Stoff derselben Kollektion einen etwas anderen Farbton hat - hier kommt die Antwort:

Stückfärbung, im englischen “Garment-dyed clothes”, bedeutet, dass das Kleidungsstück aus roheweißem Stoff, mit rohweißem Baumwollgarn und rohweißen Knöpfen genäht und anschließend in der gewünschten Farbe eingefärbt wurde.

Klingt einfach, oder? Aber es gibt ein paar Fallstricke. Unbeabsichtigt haben wir bei unseren ersten Kollektionen eine Menge darüber lernen dürfen. Es ist zwar kein "sexy Modethema", aber wir dachten, es wäre an der Zeit, den schönen Geschichten der Modewelt eine Prise Realität beizumischen.

Die am schwersten zu akzeptierende Lektion von allen war: Man wird nie 100% Kontrolle über den Prozess haben können.

Während des Färbe- und Schleudervorgangs werden einzelne Kleidungsstücke in Maschinen mit bis zu 130 kg geschleudert (eine normale Haushaltsmaschine fasst etwa 7-12 kg). Sie sind dabei Temperaturen von bis zu 90°C und zusätzlich Farbstoffen ausgesetzt. Das bringt einige Herausforderungen mit sich:

 

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Unbehandeltes Gewebe schrumpft während des Färbevorgangs. Damit das Kleidungsstück, das wir färben, in der gewünschten Größe wieder aus der Maschine kommt, schneiden wir Stoffstücke von etwa 2x2 m zu und nähen ein 1x1 m großes Quadrat darauf. Wir lassen sie färben und messen dann, wie sich die Länge der Nähte verändert hat, um herauszufinden, um wie viel Prozent der Stoff in der Breite und Länge geschrumpft ist. Diese Informationen werden auf das Schnittmuster übertragen. Das Problem dabei ist, dass man nicht immer sicher sein kann, dass sich der Stoff bei jedem Vorgang genau gleich verhält. Selbst Stoffe aus derselben Produktionscharge können sich unterschiedlich verhalten, zum Beispiel wenn sie mit einer anderen Spannung aufgerollt wurden. Auch das Design spielt eine Rolle: große Stoffflächen ohne Nähte verhalten sich anders als Stoffflächen, die durch viele Teilungsnähte unterbrochen sind. Die Realität ist: Wir alle müssen akzeptieren, dass Größenabweichungen vorkommen können.

 

Beim Schleudern wird das Gewebe starken Kräften ausgesetzt. Es gibt einige Vorsichtsmaßnahmen, um zu verhindern, dass Stoff oder Nähgarn beim Schleudern reißt. Dazu gehört: Jedes Teil wird auf die linke Seite gedreht, die Ärmel werden miteinander fixiert, es werden Riegel an Nahtenden gesetzt, die Taschen werden durch eine Naht verschlossen und vieles mehr. Trotz all diesen Vorbereitungen, verdrehen sich einige Kleidungsstücke einfach so stark in- und umeinander, dass sie hängen bleiben und der Zug auf das Material und die Nähte noch stärker wird. Und dann? Dann macht es RATSCH – gerissen.

 

Das gleiche Farbrezept führt bei unterschiedlichen Stoffen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Das gilt auch, wenn Stoffe aus dem gleichen Rohstoff bestehen (z. B. Baumwolle). Es stellt daher eine besondere Herausforderung dar, wenn im Design unterschiedliche Stoffe in ein und demselben Kleidungsstück zum Einsatz kommen. Hinzu kommen noch die Knöpfe und Garne, die die Pigmente unterschiedlich aufsaugen. Ein Hoch auf die Wissenschaftler, die die richtige Rezeptur finden und alle Parameter so einstellen, dass die gefärbten Kleidungsstücke in einem harmonischen Farbbild erscheinen. 

 

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Um das Gesamtbild zu vervollständigen, hier noch einige Details aus dem Färbeprozess: Die Pflegeetiketten werden ummantelt von kleinen Tütchen eingenäht, die das Etikett vor dem Einfärben schützen, sodass die Schrift noch lesbar ist. Diese Tütchen werden nach dem Färben händisch wieder abgezogen. Im Anschluss gehen Designs mit Schnittkanten sozusagen zum "Hair-Styling“. Das heißt, eine Person nimmt jedes einzelne Stück, dreht es auf die richtige Seite, entknotet alle Fransen, die sich gelöst und um Knöpfe und sich selbst gewickelt haben, schneidet sie ab und bringt die Kanten in die endgültige Form. Dann erst wird das Teil zugeknöpft, gebügelt, zusammengelegt, etikettiert und eingepackt.

Dies sind nur Einblicke in die Wissenschaft des Färbens von fertig genähten Kleidungsstücken. Es gibt noch so viel mehr zu wissen – die Geheimnisse kennen nur die Menschen in den weißen Kitteln und mit der Pipette in der Hand.

Wenn du das nächste Mal ein gefärbtes Kleidungsstück in den Händen hältst, wirst du vielleicht an diesen Blogbeitrag denken und das Kleidungsstück umso mehr wertschätzen und lieben – auch, wenn es vielleicht in der Größe anders ausfällt als geplant. 

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